Zoller

Mehr als nur Werkzeugverwaltung: ZOLLER Austria + Pichler & Strobl

Pichler & Strobl macht einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung: Ein modernes Tool Management sollte zahlreiche Aspekte berücksichtigen – zum einen eine zentrale Verwaltung aller Werkzeugdaten, zum anderen die Lagerung, den Transport und die Bestellung von Zerspanungswerkzeugen inkl. Zubehör. Für das Salzburger Hightech-Lohnfertigungsunternehmen Pichler & Strobl ging es aber vor allem um eins: transparente und hocheffiziente Fertigungsprozesse. Realisiert wurde das in Zusammenarbeit mit Zoller Austria, die neben der entsprechenden Softwarelösung und Datenbank auch einen hochmodernen Toolroom ausstattete.

Seit 1998 ist die Pichler & Strobl GmbH ein Nischenanbieter, der sich auf die Entwicklung und Herstellung zumeist komplexer und hochsensibler Bauteile spezialisiert hat. „Unsere Kunden arbeiten oft an der Grenze des technologisch Machbaren, beispielsweise in der Vakuum- bzw. der Halbleiterindustrie“, erklärt Markus Schröger, MBA, COO, Prokurist und Leitung Marketing, Sales & BD. Am Standort in Anthering, nahe Salzburg, erwirtschaften aktuell 90 Mitarbeiter mit einem Exportanteil von 98 Prozent einen Umsatz von rund 21 Millionen Euro. „Höchste Qualität, Präzision und absolute Liefertreue sind wesentliche Erfolgsfaktoren, daher arbeiten wir sowohl in der Entwicklung, der Fertigung als auch der Montage sehr eng mit unseren Kunden zusammen“, so Schröger weiter.

Hightech-Komponenten als Kernkompetenz
Die Kernkompetenzen von Pichler & Strobl liegen in der Fertigung von Hightech-Komponenten für die Vakuumund Halbleiterindustrie (Anm.: rund 80 Prozent). Dementsprechend bestehen die zu verarbeitenden Materialien zum Großteil aus Aluminium bzw. Edelstahl. Aber auch Titan, Inconel und andere Sonderlegierungen werden zerspant, da die Salzburger darüber hinaus in den Branchen Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, alternative Energien sowie Rennsport tätig sind. Bei den zumeist hochkomplexen Bauteilen sind enge Toleranzen und perfekte Oberflächengüten gefordert. Pichler & Strobl verfügt außerdem über entsprechendes Know-how in der Reinraummontage. „Die Baugruppenmontage erfolgt in einem Reinraum der ISO Klasse 6“, bringt sich Daniel Brandstetter, zuständig für Produktionstechnologie, ein. Typische Losgrößen der Salzburger reichen von 1 bis 100 – Serien größer 1.000 sind eher die Ausnahme. Darauf ist auch die Fertigungsphilosophie ausgerichtet: „Wir entwickeln uns technologisch stetig weiter, investieren kontinuierlich in modernste Fertigungsmittel und sehen uns als Vorzeigeunternehmen sowohl im Bereich der Zerspanung als auch in der Ausbildung sowie fachlichen Kompetenz unserer Mitarbeiter“, so Brandstetter weiter. Natürlich ist auch das Thema Digitalisierung wesentlicher Bestandteil der Zukunftsstrategie von Pichler & Strobl.

Toolroom als Vorzeigeprojekt
Für einen wirtschaftlichen Betrieb moderner Werkzeugmaschinen sind laut Brandstetter moderne Peripherie-Systeme wie CAM, Werkzeugeinstellung und -handling essenziell. Im Zuge der Firmenerweiterung mit gleichzeitigem Hallenneubau (Anm.: Halle 4) im Jahr 2018 entschloss man sich daher, in ein modernes Toolmanagementsystem mit Werkzeugverwaltung und Lagerstandüberwachung sowie zwei komplett neue Toolrooms zu investieren. In der Vergangenheit waren unnötige Suchzeiten von Zerspanungswerkzeugen immer wieder Thema. Bei Pichler & Strobl ein nicht zu unterschätzender Faktor, ist deren Maschinenpark doch auf mehrere Hallen verteilt. „Aufgrund geringer Losgrößen und kurzer Lieferzeiten müssen wir sehr flexibel sein – somit unproduktive Nebenzeiten so gut wie möglich reduzieren. Ein effizientes und prozesssicheres Werkzeughandling im gesamten Zerspanungsprozess ist dafür unserer Meinung nach absolut notwendig“, ist sich Brandstetter sicher. Die Vorstellungen seitens Pichler & Strobl beinhalteten neben einer entsprechenden Werkzeugverwaltungssoftware auch ein neues CNC-gesteuertes Premium-Einstellgerät, neue Schrumpf- und Wuchtgeräte sowie Werkzeugschränke für Komplett- und Einzelkomponenten bis hin zur Werkbank und Werkzeugwagen. „Unser Ziel war eine Vernetzung des CAM-Systems (Anm.: Hypermill betreut durch Westcam) mit den Einstellund Messgeräten sowie den Lagerplätzen bis hin zur automatisierten und fehlerfreien Datenübertragung zu den Werkzeugmaschinen und wieder retour“, bringt es Brandstetter auf den Punkt.

Komplettlösung aus einer Hand
Nach einer ausgiebigen Evaluierungsphase entschied man sich für eine Komplettlösung aus dem Hause Zoller: „Seit 2010 vermessen wir unsere Zerspanungswerkzeuge auf Zoller-Einstell- und Messgeräten und vertrauen auf deren hohe Qualität sowie Betreuungsund Servicekompetenz. Die Komplettlösung, bestehend aus der TMS Tool Management Solutions-Software, der zentralen Datenbank z.One, einem Venturion 450/8, der Schrumpfstation powerShrink, dem Auswuchtsystem toolBalancer sowie den Smart Cabinets toolOrganizer und keeper, hat uns absolut überzeugt. Auch die ergonomischen Werkzeugwagen und modernen Werkbänke sind auf unsere Bedürfnisse abgestimmt“, begründet der Produktionstechnologe die Entscheidung.

Datenpfl ege: das A und O
Im Vorfeld der Implementierung war vor allem die elektronische Erfassung aller Werkzeugdaten und deren Parameter essenziell. „Die Werkzeugdaten einzupfl egen und für das Gesamtsystem nutzbar zu machen, ist die grundlegende Aufgabe, um überhaupt Richtung Vernetzung denken zu können“, betont Brandstetter den Stellenwert sauberer Daten, dessen Team allein für diesen Arbeitsschritt ca. sechs Monate benötigte. Laut dem Zerspanungsexperten ist es empfehlenswert, alle Werkzeugdaten in einer einzigen, zentralen Werkzeugdatenbank zu speichern, auf die sämtliche Bereiche im Fertigungsablauf zugreifen können. Zoller stellt dafür die Datenbank z.One zur Verfügung: „Diese ist sehr universell und bietet Schnittstellen zu allen relevanten CAD/CAM-Systemen“, bringt sich Michael Engleder, zuständig für Tool Management Solutions bei Zoller Austria, ein. Sehr wichtig war für Pichler & Strobl in diesem Zusammenhang auch die fortwährende Unterstützung seitens Zoller. Deshalb stellt Zoller Austria hierfür auch einen eigenen Ansprechpartner zur Verfügung: „Tool-Management- Projekte gehören natürlich gründlich geplant und vorbereitet, damit die Installation möglichst reibungslos vonstattengehen kann. Ebenso wichtig ist die anschließende projektbegleitende Betreuung vor Ort, um Probleme schnellstmöglich lösen zu können“, ist Ing. Wolfgang Huemer, Geschäftsführer Zoller Austria GmbH, überzeugt. Aufgrund dieser intensiven Zusammenarbeit dauerte die Erstimplementierung dann lediglich eine Woche: ein Projekttag, ein Installationstag sowie drei Schulungstage.

TMS als Drehscheibe
Die TMS Tool Management Solutions Software von Zoller bildet die Drehscheibe und bietet die volle Transparenz darüber, wie und wo Werkzeuge genutzt werden. „Und zwar über die ganze Prozesskette hinweg“, betont Engleder und Brandstetter bestätigt: „Einer der größten Vorteile der Lösung von Zoller ist es, dass wir über eine zentrale Werkzeugdatendank verfügen, die sowohl vom CAM-System, vom Rüstplatz oder beispielsweise den Messmaschinen aus abgefragt werden kann. Wir verfügen immer und überall über die gleichen Daten und können auf alle wertvollen Informationen wie Schnittdaten, Tabellen, Zeichnungen, Messprogramme, Lagerstand etc. zurückgreifen – das spart enorm viel Zeit.“ Die Tool Management-Software kann direkt auf dem Venturion und an externen Arbeitsplätzen genutzt werden. Pichler & Strobl profitiert von einer einheitlichen Bedienoberfläche, der Verknüpfung der realen und virtuellen Werkzeugdaten sowie einer transparenten Lagerorganisation bis an die Maschine. Periphere Bereiche wie die Bedarfsermittlung, das Bestellwesen bis hin zur Nachschärfabwicklung können hierbei ebenfalls berücksichtigt werden. Neben der automatischen Datenübertragung von der Messmaschine an die CNC-Steuerung können bei Pichler & Strobl beispielsweise Schwesternwerkzeuge zusätzlich auch mit zidCode prozesssicher übertragen werden. Über das Scannen eines DNC/QR-Codes am Werkzeug werden alle Daten an der CNC-Maschine korrekt eingelesen.

Das Suchen hat ein Ende
Einen absoluten Mehrwert sieht Brandstetter auch in der bereits angesprochenen transparenten Lagerhaltung der Werkzeuge. Jedem Zerspanungswerkzeug wird in der Zoller TMS Tool Management Solutions-Software ein Lagerort in einem der Smart Cabinets Lagerschränke (Anm.: toolOrganizer bzw. keeper) zugewiesen. Wird ein Werkzeug für die Fertigung benötigt, wird es im System aufgerufen und der Lagerplatz direkt angezeigt. Damit entfällt das Suchen von Werkzeugen gänzlich. „Diese hohe Transparenz führt zu einer bedarfsgerechten Werkzeughaltung und damit zu weniger gebundenem Kapital durch zu hohen Werkzeugbestand“, zeigt Engleder einen monetären Vorteil auf. Daniel Brandstetter kann das bereits bestätigen: „Aufgrund unserer Zoller-Lösung weiß ich sogar, welcher Mitarbeiter welches Werkzeug auf welcher Maschine zuletzt benutzt hat und wie viel Standzeit noch verbleibt.“

Werkzeugeinkauf standardisiert
Seit Mitte 2019 läuft bei Pichler & Strobl die TMS Tool Management Solutions-Software von Zoller samt neuen Einstellräumen in vollem Betrieb. Neben den bereits erwähnten Vorteilen der Datendurchgängigkeit sowie der damit verbundenen Reduktion von Nebenzeiten konnte in Summe auch die Qualität im Werkzeugeinkauf gesteigert werden. „Wir haben unseren Werkzeugeinkauf standardisiert, Mindestbestellmengen definiert und darüber hinaus eine Lieferantenreduktion vorgenommen“, zeigt Brandstetter einen zusätzlichen Nutzen auf. Auch Machbarkeitsstudien für neue Projekte inkl. Kostenaufstellungen sind durch die Einführung der TMS Tool Management Solutions Software wesentlich schneller realisierbar. Zur weiteren Prozessoptimierung werden aktuell die Softwaremodule cetus zur Werkzeugbedarfsoptimierung sowie flash zur Standzeitüberwachung getestet. Ebenso wird an einer direkten Anbindung ans ERP-System und somit zum Bestellwesen gearbeitet.

System amortisiert sich
Alle Beteiligten seitens Pichler & Strobl zeigen sich mit dem Know-how und der Projektbetreuung von Zoller Austria absolut zufrieden. Laut Wolfgang Huemer können sich Systeme dieser Größenordnung erfahrungsgemäß innerhalb von drei Jahren amortisieren. „Die Entscheidung zur Implementierung einer Gesamtlösung von Zoller war absolut die richtige. Damit haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht“, freut sich Daniel Brandstetter abschließend über den gemeinsam mit Zoller erzielten Erfolg.